VINN personalises the digital travellers' journey

Die Frage in unserem letzten Beitrag, ob Europa auf der Karte der ‚Digitalisierung‘ zu den Entwicklungsregionen gehört, mag etwas ketzerisch klingen, ist jedoch leider nicht von der Hand zu weisen. Denn allzu viele Unternehmen, die in Ihrer Branche Weltgeltung besitzen und gleichzeitig als digitaler Pionier verstanden werden, fallen einem neutralen Betrachter nicht ein. Doch es gab und gibt vereinzelt Beispiele für erfolgreiche, europäische Projekte – etwa die ursprünglich dänisch-schwedische Gründung Skype. Dem ein oder anderen Branchenkenner wird auch noch einer unserer Hidden Champions geläufig sein, aber ein dem breiten Publikum bekanntes, erfolgreiches Digitalunternehmen aus Deutschland – Fehlanzeige. Woran liegt das eigentlich, dass wir auch und gerade in Deutschland der Entwicklung hinterherhinken?

Digitale Unterschiede – die Europäische Union

Weitet man den Blick, von der deutschen auf die europäische Perspektive, so sieht die Situation nicht ganz so dramatisch aus. Denn hier fallen konkret Beispiele für erfolgreiche und umfassende Digitalpolitik ein. Da wäre Estland, mit seiner strikten E-Government Strategie. Nur bei Heirat, Scheidung oder dem Hauskauf müssen Esten eine Behörde aufsuchen, alle anderen „Behördengänge“ sind elektronisch möglich und werden auch so genutzt! Ein weiteres Beispiel ist Skandinavien. Dort ist die Bereitschaft, sich digitalen Prozessen im Alltag zu öffnen, viel stärker vorhanden als etwa hierzulande. Beispiele wären der virtuelle Schulbesuch jenseits des Polarkreises mit dem Laptop und der bargeldlose Bezahlvorgang. Beim Bezahlen gibt es bereits Prognosen, dass 2025 in Übersee in Gastronomie und im Handel dies nur noch bargeldlos erfolgt. Für die Schweden ist das keine Utopie. Während in Deutschland im Jahre 2017 noch 74 Prozent aller Bezahlvorgänge bar abgewickelt wurden, zahlte man in Schweden nur noch 19 Prozent mit Bargeld. Selbst der Kauf einer Obdachlosenzeitschrift funktioniert in Stockholm, Malmö oder Luleå via Wisch auf dem Smartphone und die Diskussion über die komplette Abschaffung des Bargelds wird in dem Land, das als Erstes Banknoten druckte, bereits geführt. Diese Trends beweisen, dass das Tempo der Disruption unverändert hoch bleibt. Die Forderung, in unserer Gesellschaft die Digitalisierung endlich umfassend und auf breiter Basis anzugehen, ist zwingend erforderlich. Denn sonst droht uns und unserer Wirtschaft ein böses Erwachen.

Deutsche Hotels unter Druck

Übertragen auf die Hotellerie heißt das, sich der Herausforderungen bewusst zu sein und eine Veränderung in Richtung Digitalisierung anzugehen. Schließlich ist bereits der Kunde von heute, und erst recht der von morgen und übermorgen, digital aufgestellt und erwartet zunehmend diesen Komfort und Service von den Hotels. Das Smartphone ist ständig dabei, die Lieblingsserie auf Netflix oder Amazon Prime soll selbstverständlich auch im Hotel auf den Fernseher gestreamt werden. Der Business-Kunde hingegen freut sich über die zeitsparende digitale Anmeldung, den dazu gehörenden digitalen Schlüssel oder den automatisierten Rechnungsversand nach dem Auschecken. Der Druck auf die Hotels wird durch ausländische Marktteilnehmer, die auf den deutschen Markt drängen, wachsen. Aktuell sei auf die Übernahme der Steigenberger Gruppe durch die chinesische Huazhu Gruppe verwiesen. Dass Chinesen komplett „digital“ denken und handeln, haben wir bereits beschrieben.

Das Hotel beziehungsweise der Hotelier muss sich also (wieder) wandeln, aber auch das ist nicht neu. Sich jeden Tag auf andere Situationen und Gäste einzustellen, gehört zum Wesen des Berufs. Das Bestehende wahren und durch digitale Prozesse erweitern ist die Aufgabe, die jetzt ansteht. Denn digitale Transformation erfordert ein aktives Eingreifen in die internen Prozesse. Neu ist allenfalls das Tempo, das erforderlich ist. Aus diesem Grunde hat sich die Übertragung der Aufgabe an ein Mitglied aus der Führungsebene oder einen digital affinen Mitarbeiter bewährt. Dann sind die Beteiligten in der Lage, konsequent und ohne Beeinträchtigung des Alltagsgeschäftes alle Prozesse zu überprüfen und Verbesserungen zu initiieren. Sollte dies etwa aus Kapazitätsgründen nicht möglich sein, empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem externen Partner, der neben dem erforderlichen technischen Know-how auch über essenzielle Branchenkenntnisse verfügen sollte.

Es gibt Leuchtturmprojekte – aber nur in Teilaspekten

Dass das digitale Hotel auch im deutschsprachigen Raum wächst oder gar zum Grundgerüst eines Hauses gemacht werden kann, beweisen Beispiele wie das Smartel in Ahaus. Die zwei Konzepthäuser setzen bewusst auf ihren digitalen Charakter. Das Innspire Hotel in München adressiert digital affine Gäste mit einer „intelligenten“ Zimmersteuerung, während das Opera Hotel in Zürich mit Online Check-In, Zimmerzugang via Smartphone oder einem dezidiert ausgewiesenen „Smart Room“ wirbt. Allen Beispielen ist jedoch eines gemeinsam: Sie setzen bei der digitalen Transformation auf einzelne Teilaspekte. In anderen Fällen steht zwar ein ganzheitlicher digitaler Ansatz im Vordergrund, jedoch fehlt es an offenen Schnittstellen. Dies birgt diverse Nachteile, denn die Integration in ein anderes Ökosystem, etwa bei einem Verkauf oder einer Änderung des Brandings ist deutlich erschwert. Darüber hinaus sind auch nur die wenigsten Gäste willens, sich für jedes einzelne Hotel oder jede Hotelkette eine eigene App auf dem Smartphone zu installieren. Zukunftssicherer ist es, sich stattdessen auf den Plattformgedanken zu stützen. Denn Plattformen vernetzen flexibel alles miteinander, was bereits auf dem Markt existiert oder sind in der Lage, dies bei neuen Lösungen schnell zu leisten. Dass dabei auch weitere Teilbereiche der Technik zum entscheidenden Faktor oder Hindernis werden, ist Thema unseres nächsten Beitrages.

Bis dahin

Frank Gerhardt
VINN CEO

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